Voodoo Jürgens, Seestadt Aspern, United in Cycling, 30.4.2016

Voodoo Jürgens live in der Seestadt Aspern

Ja, ich geb’ gleich zu: Der Titel ist kein Reißer nicht – aber der Voodoo Jürgens in der Seestadt ist dann doch ein bisserl eine Sensation schon!

Voodoo Jürgens in der Seestadt

Voodoo Jürgens Seestadt Aspern

Der 22. Hieb und das angrenzende Marchfeld sind in Sachen ArGer Musik nämlich nicht wirklich verwöhnt (eher das Gegenteil davon) – und wenn dann (wie im Jänner) so Leutln wie der Nino aus Wien mit seiner “Wiener Melange” im Orpheum geigen oder jüngst unser ArGe-Star, der Sir Tralala
, beim Extremhirsch in Gänserndorf auspielt, so ist der dicht beschriebene Kalender natürlich sofort freizumachen.

In der Seestadt hat sich der Verein United in Cycling in der Sonnenallee (ist die Zufahrtsstraße zum schon bestehenden “Block”) eingemietet und bietet dort neben Cafe, Werkstatt, Fahrradkursen und Biketouren auch 1x im Monat Kultur an – und erfreulicherweise hat jemand den sich gerade ziemlich im Aufwind befindlichen Voodoo schon live gesehen und zum Konzert in die Seestadt eingeladen.

Wo einst Napoleons Truppen gegen die Österreicher kämpften und viel später dann Niki Lauda seine ersten Autos zertrümmerte, lag nun ein lockerer Voodoo Jürgens vor der Hütte im Sonnenstuhl, war für ein kleines Plauscherl zu haben und schritt relativ pünklich auch gleich zur Ausführung.

Das United in Cycling-Lokal war fein gefüllt – das war schon die erste sehr postitive Überraschung – ich bin mir aber relativ sicher, dass wohl um die 90% den Voodoo erstmals gesehen bzw. gehört haben. Kein Heimspiel also (im Vergleich zum Chelsea-Konzert im Jänner).

Das anwesende Publikum zeigt sich aber (wohl nach kurzem Kulturschock) sehr rasch geneigt: Das Alleinstellungsmerkmal vom Voodoo, Texte -in längst ausgestorben geglaubten und deftigem Ostösterreich-Dialekt- in bittersüße Songs zu verpacken, gefiel auch hier ausgesprochen gut – wiewohl ich ursprünglich Zweifel hatte, ob das fast durchwegs jüngere Publikum hier überhaupt die Texte versteht.

Voodoo Jürgens live in der Seestadt Aspern, April 2016

Voodoo Jürgens live in der Seestadt Aspern

Tat es – und das ist gut so. Denn kaum ein Liedermacher dieser Tage ist textlich so nahe am “wirklichen Leben” einer Gesellschaftsschicht, die es heute doch ein wenig schwerer hat und denen dieser Tage nicht mehr der Arsch vergoldet werden kann. Vielleicht sollte sich die einstige Arbeiterpartei Nr. 1 ein wenig den Voodoo anhören und Schlüsse daraus ziehen, wo es heute  eigentlich eh ALLE ein wenig zwickt…

Aber lassen wir die Politik beiseite und wenden wir uns wieder dem Voodoo Jürgens zu, der schon ziemlich routiniert wirkt und trotzdem große Spielfreude ausstrahlte: Eine Hammernummer folgt der nächsten Hammernummer, auf das Ende September 2016 (Ende Mai kommt die erste Single) erscheinende Voodoo-Album darf man sich schon jetzt freuen.

Ob die Wüdnummer “Tulln”, ob “Au weh” (siehe Video aus der Seestadt) oder  “Heit grob ma Tode aus” und andere Songs – der Voodoo lässt einem nachdenken, grinsen, lachen, jubeln, und das im Minutentakt. Schweres Material, dass Voodoo Jürgens im Mai 2016 auch zum “FM4-Soundpark-Act-des-Monats” gemacht hat und seiner Musikerkarriere nach oben noch viel Luft lässt.

Mein zur Hälfte des Konzertes (wie üblich unpünklich) gekommener ehemalige Fortgehhaberer aus Simmering war z.B. schwerst begeistert, auch bei der im Tullnerfeld aufgewachsenen Tochter lief der “Privatfilm” (irgendwie kennt man die besungenen Menschen und Themen ja…) mit und der Jubel war (angemessen) sehr groß.

Ein kleiner Plausch mit dem Voodoo Jürgens ging sich dann auch nachher noch aus: Schon bald gibt es nicht nur die amateurhaften (wiewohl etwas besser werdenden) ArGe-Videos auf YouTube – die “Redelsteiner-Schmiede” & Co. (z.B. der Herr Fuzzman) arbeiten derzeit an einem Gesamtpaket für den aufstrebenden Künstler.

Selbiger wird auf Tonträger hoffentlich ähnlich angenehm herb klingen wie live (also bittschön nicht zuviel Kunst rund um den Voodoo!), sich seine Rotzbremsn (zumindest zwischendurch) wieder wachsen lassen und die Panier aus dem Chelsea nicht ins Eck legen.

Ah, no wos, gaunz wichtig: Da Voodo is jetzt auch quasi Mitglied der berüchtigten “Marchfeld-Connection”. Mehr dazu aber frühestens im Sommer, wenn die Fische in Albern auf uns warten…

(Ge)