Home in a Heartbeat, A Life a Song a Cigarette etc., Theater Akzent, 11.3.2016

Home in a Heartbeat

…betitelt sich die neue -und hoffentlich noch lange anhaltende- Konzertreihe von FM4-Journalist und Musiker Robert Rotifer, die da am Abend des 11.3.2016 im Theater Akzent (=sehr brauchbare Umgebung in Sachen Licht und Ton) zu Wien ihre Uraufführung hatte.

Robert Rotifer

Robert Rotifer

Host Rotifer hat da gleich zum Start ein paar hervorragende Musiker aus seiner Zweitheimat England mitgebracht – als alter Fan von FM4-Heartbeat (Eva Umbauer und Robert Rotifer) und als neuer Fan von “A life a song a cigarette” war da ein Besuch natürlich Pflicht.

Im gut gefüllten, aber leider nicht ausverkauften (shame on you, Vienna) Akzent versammelte sich eine illustre Publikumsrunde mit hohem MusikerInnenanteil und harrte zuerst einmal den Brit-Exporten, die Rotifer da mitgebracht hat.

Es sollte ein (auch musikalisch) sehr bunter Abend mit viel Klasse werden.

Ralegh Long – Leise, laute Töne

Der in Taplow, U.K., geborene Musiker, dessen Beschreibung Google mit “Filmkomponist” versucht, zählt selbst in England noch zu den Geheimtipps. Was sich durchaus ändern könnte, Ralegh Long ist noch jung.

Raleh Long live

Raleh Long live

Wiewohl der Opener-Gig des mit Piano und Gitarre bewaffneten Künstlers eher sehr sehr ruhig ausfiel – die Lautstärke ist des Mannes Sache nicht – konnte mich insbesondere die sensible, fast verzweifelt klingende Stimme in den Bann ziehen.

Die (wahrscheinlich ausgezeichneten) Texte möchte ich aber sicherheitshalber gar nicht einmal übersetzen – heitere Poptexte sind das wohl keinesfalls. Gut so, gibt’s ohnehin genug.

Für manche wohl schwer verträgliche Kost, die aber mit starken 30 Minuten auch nicht zu intensiv ausfiel.

Publikumsliebling wird Ralegh Long wohl nicht so rasch – der introvertierte Brite versteckte sich zumeist hinter dem Eigenhaar, hatte zwischen den Songs kaum Ansprachen oder Zoten verpackt und brachte beim (verdienten) Abgangsapplaus gerade einmal eine kleine Dankesgeste zustande.

Besonders stark beeindruckte mich bei “Harvest moon” von Neil Young – an Neil Young sind wohl schon viele gescheitert. Ralegh Long nicht.

John Howard & The Night Mail – Feiner und funny

John Howard, Robert Rotifer, Andy Lewis und Ian Button bestritten den 2. Teil des Abends und holten recht rasch die Schnarchnasen (nicht allen lag Ralegh Long) aus den Träumen.

John Howard & the Nigh Mail

John Howard & the Nigh Mail (klick to enlarge)

In den 1970ern war John Howard noch Aspirant auf einen Platz in der Liga des damals so richtig durchstartenden Elton John – bot aber deutlich zu wenig Durchschnittlichkeit und Hitparadenanpassung (also Qualitätsverlust) in Sachen Texte und noch ist dazu noch ganz klar bekennend homosexuell. “Geht gar nicht”, war damals noch der allgemeine Tenor der Spießerchöre.

In den frühen 2000ern entdeckte die UK-Musikpresse Howard wieder und auch Robert Rotifer beschäftigte sich dienstlich mit dem “Altstar” und daraus resultierte nunmehr eine feine Band, der neben Howard, Rotifer auch noch Andy Lewis (auch in der Band von Paul-Weller tätig) und Ian Button (ehemalig bei “Death in Vegas” am Zeugl) angehören.

Musikalisch wird die Band als “rhapsodische, gewitzte Kreuzung aus Jacques Brel, Scott Walker und Jarvis Cocker” angeboten, wir möchten dazu auch noch eine Portion Elton John in den Bestjahren, Elvis Costello oder auch Billy Joel hinzufügen, das alles tatsächlich gewürzt mit einer kräftigen Portion Humor (nette Plaudereien von Rotifer und Howard zwischendurch, die leider nicht alle verstanden) und musikalischer Souveränität.

Ein Ohren- und Augenschmaus mit viel sympathischen Grinsen, das dem Sir John Howard auch nach dem Gig nicht aus den Mundwinkeln wich.

A Life A Song A Cigarette – Ein kleiner Triumpf

Wie schon eingangs erwähnt: Die Veranstaltung hätte sich jedenfalls ein “sold out” verdient – aber wer an diesen netten Abend nicht dabei war, hat ohnehin seine -wiewohl schmerzfreie- Strafe bekommen. Ja,ja, “was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß”, lautet ein Klassiker – aber jetzt steht’s da und ihr wisst es, Ätsch!;-)

A life A song A Cigarette

A life A song A Cigarette

Schon mehr als 10 Jahre machen ALASAC Musik, der Bekanntheitsgrad der Truppe von Stephan Stanzel, Daniel Grailach, Lukas Lauermann, Hannes Wirth und Martin Knobloch (als Gastmusiker bewegte diesmal live übrigens auch noch Karl Stirner bei 2 Songs die Zither) steigt von Longplayer zu Longplayer und mit frisch erschienenen Album “All that glitters is not gold” wurde der nächste Meilenstein gesetzt.

Die Beschreibung des Musikwerks erspare ich Euch – kauft’s Euch lieber die Tonträger oder streamt, was der Teufel hält – ALASAC gehören trotz marketingtechnisch bedenklichem Bandnamen sicher zur Oberliga der heimischen Acts, die es wagen, Englisch zu singen. Trotz allerfeinst produzierter Videos gilt es an dieser Stelle zu sagen: ALASAC gehören nicht nur gesehen, sondern auch gekauft, derlei feine Klänge und Melodien produzieren in Österreich nur wenige Bands.

Liest da zufällig irgendein Ö3-Haberer mit? Wohl nein, die haben wir sicher schon vertrieben. Wurscht.

Live haben mich A life A song A Cigarette sehr positiv überrascht – ob der Klänge auf der letzten CD (welche bei mir ob großer Ruhe bevorzugt und seit Wochen sehr häufig beim Schreiben läuft) wurde nämlich vorab schon die Überlegung angestellt, einen Kopfpolster mitzunehmen;-)

Nix da – live geben die Burschen deutlich mehr Druck und Tempo als auf den sauber produzierten Tonträgern, spielen ziemlich resche Intros und haben beim letzten Song im Zugabenblock nie erahntes Exzesspotenzial angedeutet, ja rausgelassen: Der so ruhig wirkende Cellist Lukas Lauermann hätte bei besagter Nummer (deren Namen ich leider nicht kenne) doch tatsächlich fast sein Cello aufgefressen – eine schwere Misshandlung des Arbeitsgerätes war eindeutig festzustellen;-)

Viel Spaß und feinste Klänge mit vielen Facetten für ein größtenteils schwer begeistertes Publikum und scheinbar ebenso glückliche Künstler = little magic moments.

Stephan Stanzl, ALASAC

Stephan Stanzl, ALASAC

Lukas Lauermann - ALASAC

Lukas Lauermann – ALASAC

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(Ge)