Ein Album für die Ewigkeit
So heißt die von Ostermayer ins Leben gerufene Gesprächsreihe (Talkshow wär a bisserl hoch gegriffen, obwohl Herr O. durchaus gerne talkt, oder schwadroniert, wer´s versteht), bei welcher er in ca zweimonatigen Abständen mit meist österreichischen AutorInnen über Musik und Textproduktion spricht.
Anna Weidenholzer veröffentlichte 2012 den viel beachteten und hoch gelobten (ganz zurecht, wie ich Geschmacksdiktator anmerken darf) Roman “Der Winter tut den Fischen gut”, inzwischen in 4. Auflage bei Residenz und auch bereits als Taschenbuch bei dtv erschienen.
Der Roman ist sehr berührend und ruhig, von einer gewissen Hoffnungslosigkeit durchzogen, so wundert es nicht, dass Anna Weidenholzer als ihr persönliches Album für die Ewigkeit “It´s A Wonderful Life” von Sparklehorse mitgebracht hat.
Sparklehorse war der Künstlername von Mark Linkous, einem genialem Songschreiber, leider schwer an Depressionen leidend. 2010 erschoss er sich im (oder hinter) dem Haus eines Freundes. Interessanterweise setzte er sich die Waffe an die Brust, so wie wenn er ganz bewusst sein Herz nicht mehr hätte schlagen lassen wollen. Könnt man sich, wenn man über genügend Muße verfüge, sich sicherlich stundenlang darüber Gedanken machen.
Dieses Album verströmt ebenso einen Hauch von Hoffnungslosigkeit, untermalt von Geräuschen aus längst vergangenen Zeiten, dazu der filigrane Gesang Mark Linkous, Geister und Gedanken, die man nicht mehr los wird.
So ruhig wie der Roman und auch die Erzählungen Anna Weidenholzers sind, so ruhig wirkt auch die Autorin selbst. Aber nicht langweilig ruhig, sondern besonnen, vielleicht grüblerisch in einem durchaus nicht negativem Sinn. Die Ideen kommen ihr beim Beobachten der Menschen, sei es in einem Park in New York, wo sie dank eines Stipendiums gerade drei Monate verbracht hat, auf der Donauinsel, wo auch immer. Und so waren auch die beiden an dem Abend vorgelesenen Erzählungen ruhig und nachdenklich, Menschen reden, aber das gesprochene Wort erreicht den Empfänger nicht, die unausgesprochenen noch viel weniger, als wären die Figuren Schwarze Löcher, es geht immer alles weiter, wie die Geleise in der einen Erzählung, aber ohne Zug, so irgendwie. Es gibt kein Ankommen, kein Ende, schon gar kein happy end.
Fast gerät man in Versuchung, die Autorin in den Arm zu nehmen und mit Tränen in den Augen zu schwören, dass doch irgendwie am Ende alles gut wird, wenn man es nur selber glauben könnte.
Selbst der gute und selten um Worte verlegene Fritz Ostermayer wirkte in diesen eineinhalb Stunden leicht schaumgebremst.
Manchmal hilft Schnaps, manchmal hilft lesen, meistens sogar, lesen vom Leben, lesen von Menschen, wie sie Anna Weidenholzer beschreibt, um von uns mehr zu erfahren.
Die Fotos sind, da meine oberschasige und höchst unterqualitative Handycamera nix hergibt, mit allerfreundlichster Genehmigung der Schule für Dichtung von ebendieser entlehnt. (Gebt´s der Seite euer Like und ihr werdet an alle zukünftigen Termine dieser ausgezeichneten und immer wieder unterhaltsamen Gesprächsreihe erinnert: Schule für Dichtung)
(Ar)