Felix Kramer, 7*Stern Wohnzimmerkonzert, 26.1.2017

Da woa wos

Okay, der junge Mann kann nicht nur traurig-schwarz („Es woa nix“), er kann auch bitterböse („Ma muass si ja ned glei aufhängen“). Und pfeiffen kann er auch noch, selbst dann, wenn’s wirklich drauf ankommt.

Hä? Nein, es spricht nicht der Fieberwahn aus uns, kein „Wir haben die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen, sein Name ist …“, nix da, wir versuchen bloß irgendwie mit Anstand unsere Endorphine im Zaum zu halten. Sinnvoll Buchstabe an Buchstabe zu reihen, dem Ganzen Ordnung zu verleihen.


So, jetzt aber! Also, es geht um Felix Kramer, Gitarrist, Sänger, Liedermacher, Schwerenöter, Herzensbrecher, … heart-stopping, pants-dropping, house-rocking, earth-quaking, booty-shaking, Viagra-taking, history making … FELIX KRAMER!

Felix Kramer live

Felix Kramer, 7*Stern Wohnzimmerkonzert, (c) K.W.

Dieser Bursche hat am 26. Jänner 2017 im Café 7*Stern ein – gar nicht so – kleines, aber fix, sehr feines Wohnzimmerkonzert gegeben. Voll.

Voll war auch die Hütte und zwar bummvoll, und das bei seinem ersten offiziellen Gig überhaupt. Ein Youtube Video gab’s bereits, feine Zugriffszahlen, aber alles im Rahmen. Nur keinen Hype, „… des könn ma goa net brauchen.“ Recht so, der hat noch viel vor, der Kerl.

Zuerst einmal herrscht allerdings Planlosigkeit. Nicht beim Herrn Kramer, sondern beim Publikum, das findet im Lokal nämlich die Hintertür, sprich, die Eingangstür zum „Wohnzimmer“ nicht …

Aber dann.


Gemütlich ist’s, die Location genießt bei Musikern, wie Musikbegeisterten, einen guten Ruf, unsereiner war zum ersten Mal da, aber sicher nicht das letze Mal.

Zur Gemütlichkeit gesellt sich ein komplettes Filmteam mit fünf Kameras und allem Pipapo. Shervin Sardari, ein junger Filmemacher mit einer ordentlichen Portion Talent, steht mittendrin, dirigiert Mensch und Technik.

Hmmm, gefährlich ambitioniert.

Aber dann kommt Felix Kramer auf die Bühne.

Ruhig, fast schüchtern begrüßt er das Publikum, hält kurz inne, wie um seine Gedanken zu ordnen, und taucht dann ein in seine eigene Welt. Er schafft Stimmung mit Charisma und Klangbildern, seine Songs sind wohltuend unaufgeregt. Sie erzeugen Geschichten im Kopf des Zuhörers. Es sind nicht immer schöne Geschichten, aber allesamt intensiv und vor allem authentisch.

Felix Kramer macht soetwas wie Wienerlied, nur halt leiwand. Die Assoziation mit Ludwig Hirsch ist beim besten Willen nicht von der Hand zu weisen. Nur, dass der Kerl noch keine 24 Jahre alt ist und solche Texte raushaut.

Felix Kramer live, 2017

Felix Kramer live, 2017
(c) K.W.

Kurz fürchtet man, dass alle Nummern einem Schema folgen könnten – Fingerpicking, Gepfeife – schon schlägt er mit den darauffolgenden Songs gänzlich neue musikalische Wege ein. Die Setlist ist wohldurchdacht zusammengestellt, die Arrangements stimmig und nach zwei, drei Nummern taut der Hüne mit dem weißblonden Haar so richtig auf. Jetzt hat auch er Spaß auf der Bühne, die Interaktion mit dem Publikum sitzt, passt, wackelt und hat Luft. So, wie es sich gehört, für einen Musiker, der sein Handwerk versteht.

Und dann kommen die Endorphine, die Glücklichmacher schlagen mit voller Wucht zu. So gut hat man sich schon lange nicht mehr unterhalten. Das ist alles so echt, kein aufgeblasenes Tütü, kein „ich will, aber ich kann eigentlich net.“ Wunderbar.

Vor der letzten Nummer sorgt ein frivoles Duett mit Adele Knall, für Schenkelklopfer.

Setlist:

Sprochn

Vogerl

Gfoin

Trotzdem Platz

Es gibt ka zü

Vielleicht bist as ja du

Es woa nix

Wahrnehmungssache

Liebeswalzer

Du muasst ned mehr I trau mi ned

Ma muass si ja ned glei aufhängen

(Special-ArGe-Agent K.W.)