Dich zu lieben ist einfach
Ich war ehrlich überrascht wie ich gesehen hatte, dass der große Saal im WUK nahezu voll war, hätte nicht gedacht, dass den Knyphausen bei uns irgendwer kennt. Vielleicht waren´s auch lauter Numerus-Clausus-Flüchtlinge aus dem großen Nachbarland, aber eigentlich eh egal, weil ja nicht das Publikum, sondern der Künschtler im Mittelpunkt stehen soll.
Mir ist Gisbert zu Knyphausen vor ca einem Jahr zu Ohren gekommen, irgendwie zufällig, und es war Liebe auf das erste Hören. Allein der Titel der CD hat mich begeistert, “Hurra, Hurra, so nicht”, da war die Scheibe auch schon ein paar Jahre alt. Und heuer erschien endlich mit “Das Licht dieser Welt” die langersehnte neue CD. Und glücklicherweise gehört zur neuen CD auch eine Tour, die den Wahlberliner nach Wien brachte.
Die Vorband hatte ich dank dem etwas langwierigem Anstehen bei der Garderobe versäumt, sicherlich, ich hätte früher kommen können, aber tja, irgendwie ist immer irgendwas und so hatte ich dann wenigstens Zeit, mich über die anhaltende Bobo-Hipster-Welle in Wien zu wundern, dieser Trend der Berlinisierung Wiens dauert jetzt doch schon verdammt lang. Aber wie gesagt, vielleicht waren es ja auch waschechte Berliner, die da mit mir auf der Treppe zur Garderobe standen.
Kaum hatte ich ein Platzerl in der Mitte (ganz ungewohnt, mal nicht in der ersten Reihe zu stehen) gefunden, ging´s mit dem Set los. Große Band, Posaune und Trompete auch mit dabei, das gefällt mir, der Sound ist schön ausgewogen, die Bühne meist in blaues Licht getaucht, güldene Becken-Leuchten setzen Akzente, viel Nebel, alles sehr schön. Und dann natürlich die Lieder! Natürlich stehen jene der neuen CD im Mittelpunkt, dazwischen gibt´s aber immer auch was von den ersten beiden Platten, auch das Tempo variiert, einiges wird eindeutig kraftvoller als im Studio gespielt, dadurch wird es niemals langweilig, einmal verschwindet die Band und GvK spielt solo, just da hat er einen Hänger, er nimmt´s mit Humor, wir auch.
Große Reden schwingt er nicht, der gute Gisbert, macht aber nix, die deutschen Texte sprechen eh für sich, und wenn man, also ich, krampfhaft etwas zum Meckern finden will, dann sind das die zwei neuen, in Englisch gesungenen, Lieder. Aber auch das ist schnell vergessen, kommt dann auch noch das geniale “Hier bin ich” vom Kid Kopphausen Album (eine Kollaboration mit dem leider schon verstorbenen Nils Koppruch).
Nach zwei Stunden ist Schluss, alle sind glücklich traurig, oder traurig glücklich, ein Windhauch Melancholie weht mich hinaus Richtung Gürtel. (Ar)