Desert Stories
Abgesehen davon, dass sotvr irgendwie so etwas wie die Initialzündung zu unserm ArGe-Musik-Projekt waren, sind die raren Österreichkonzerte des inzwischen in der Kalifornischen Wüste siedelnden Georg Altziebler quasi allerhöchste Pflichttermine, die wir selbstverständlich mit größter Freude wahrnehmen.
Joe ‘City’ Garcia
Den Abend in der ausverkauften Sargfabrik eröffnet ein mir bis dato unbekannter Sänger, Joe ‘City’ Garcia, ebenfalls irgendwo deep in the desert angesiedelt, dessen musikalisches Schaffen unter dem Namen “Urban Desert Cabaret” firmiert, AmericanaNeoFolkBluesSingersongwriterCountry, und eben sein neues Album “Shadow Of A Ghost” veröffentlicht hat.
Im Gegensatz zum Album, welches mit Band aufgenommen wurde, spielt Joe ‘City’ Garcia die Nummern solo, nur mit Gitarre und Mundharmonika, sehr schön und eindringlich, ein idealer Kandidat für das jährlich im Herbst stattfindende Bluebird Festival im Porgy&Bess (falls er da nicht eh schon einmal aufgetreten ist).
Ich mag ja spärliche Instrumentierungen an sich ganz gerne, hab nur leider das Problem damit, dass meine Konzentration irgendwann abreißt, weil die Möglichkeiten doch begrenzter sind, als mit einer Band. Das Publikum ist jedenfalls mucksmäuschenstill, lauscht und applaudiert ausgiebig.
Wer in das Album hineinhören möchte (kann ich nur wärmstens empfehlen), kann das hier machen:
Urban Desert Cabaret
Son of the Velvet Rat
Sotvr spielen an diesem Abend in 5er-Besetzung auf, das verspricht Ausflüge in den rockigeren Bereich, ein Versprechen, das nicht gebrochen wurde. Wenn poetische Texte/Stimmungen auf kräftigen Gitarrenlärm stossen, dann bin ich im Musikhimmel (gut, in zumindest einem meiner vielen Möglichen).
Die Portugiesen verwenden den Begriff Saudade für diese einzigartige Stimmung, oder Zustand, für den es im Deutschen keine Übersetzung gibt, weil es ist nicht einfach Sehnsucht, oder Fernweh, oder Liebe, ist, es ist von allem etwas und auch wieder nicht, aber es ist (für mich) der Zustand, der Inhalt der Lieder von Sotvr, ein Schweben im Raum, ohne Ziel, nur Sein, eine Geschichte ohne Ende, eine von vielen Möglichkeiten.
Nicht nur Kollege Ge und ich sind begeistert, das gesamte Publikum ist euphorisiert, Sotvr-Konzerte machen glücklich, ich weiß nicht, ob man ein besserer Mensch davon wird, ich kann es nur jedem/jeder raten, selbst zu einem Konzert zu gehen und sich vom Sotvr-Fieber anstecken zu lassen.
Einen neuen Song gibt es auch zu hören, ganz frisch erschienen, “Kill Your Moneylender”, ein richtiger Kracher!
Leider geht auch dieses Konzert irgendwann einmal zu Ende, viel Applaus, strahlende Gesichter, einziger Wermutstropfen: jetzt dauert es wieder viel zu lange, bis Sotvr das nächste Mal in Wien spielen.
Für alle, die nicht in der Sargfabrik waren, ein Video von “Copper Hill”, einer der ruhigeren Nummern des Abends, dafür mit wunderbarem Trompetenpart! (Ar)