David Howald, Cafe Nahid, 24.11.2017

Schlichtweg großartig – David Howald live im Cafe Nahid

David Howald live

David Howald live

Es ist ja so, dass der Kollege Ar und meinereiner derzeit ein bisserl schreibfaul sind und auch sonst ein wenig hackln müssen – und daher viele Konzertberichte (die dann doch ein bisserl Arbeit darstellen) schlichtweg auslassen. Das vierte Konzert vom Sir im Jahre 2017 oder der dritte Nino-aus-Wien-Gig? Da sind ein paar Bilder bzw. Töne vom Auftritt deutlich einfacher herzustellen…

Auf vorhergehende Empfehlung unseres “künstlerischen Direktors” sowie Präsidenten der uprising “Marchfeld-Connection”, Herrn Sir Tralala, habe ich mir im September die Live-CD-Präsentantion von David Howald (mit Band) im “Das Werk” angesehen – und war durchaus angetan.
Seit 2 Monaten läuft die Scheibe “The double” somit in regelmäßigen Abständen im Auto oder beim Arbeiten im Hintergrund – und ebensolange erzähle ich dem Kollegen Ar und anderen Musikhaberern begeistert über den Schweizer, den die Liebe nach Wien gezogen hat.

Und siehe da: Endlich ein passender Konzerttermin – David Howald, 24.11.2017, 20h, Cafe Nahid.

Burschen, hebts die alten Hintern aus dem Mödlinger, Esslinger und Waltendorfer Sofas und ab in die Meidlinger Hauptstraße.

Dort entert man ein ausgesprochen nett und gemütlich wirkendes Cafehaus, in welchem die Bühne quasi (wie so oft in Wiens musikaffinen Lokalen) ins Schaufenster integriert ist. Cafe Nahid: Eine Oase in der Meidlinger Kulturwüste – und “Sebastians” sind erfreulicherweise auch keine da.

David Howald in action

David Howald in action

Vom Soundcheck zum Konzert dauert’s dann doch ein bisserl (wie üblich – wenn 20h steht, gehts meistens um 21h los, da ist die Hütte dann auch schon gut gefüllt) – wurscht, sind eh die Haberer zum Quasseln da und der ebenfalls mitgekommene Junior macht heute die Fotos und Videos, da kann man sich dann deutlich besser auf die Musik konzentrieren als wenn man mit der Kamera herumpirscht.

“Unglaublich”, “Bistdudeppert”, “Wahnsinn”

Nebst Kollegen Ar, das unbestechliche Hörrohr der ArGe, ist dermal auch der Franz dabei, seinerzeit U4-Fortgehhabschi, heute E-Tschick-Indutrieller, ein Mensch mit großen (darniederliegenden) musikalischen Talenten, um die ich den Frantischek in unseren kurzen gemeinsamen Musikversuchen immer etwas beneidet habe. Ein schwer musikaffiner Mensch, der aber auch recht grauslich kritisch sein kann. Idealbesetzung (nebst dem Kollegen Ar) für ein David Howald-Solokonzert.
David Howald legt auf der Yamaha los (auch die Gitarre liegt im Schaufenster und wird folglich noch häufig bemüht) und ich seh mir im Augenwinkel auch den Franz genauer an. Dessen Mund öffnet sich mit jedem Ton von David Howald ein wenig mehr und steht schließlich am Ende der ersten Nummer offen um dann ein kurzes, ja fast geschocktes, “Unglaublich” zu formulieren.

David Howald spielt weiter: Song um Song ein Kunstwerk – da hören wir Cave, Neubauten, Presley, dort Radiohead (Thom Yorke), The Muse oder Antony and the Johnsons und mehr, alles oft in nur einem Song.

David Howald Cafe Nahid

David Howald Cafe Nahid

Von Lullaby-Songstarts gehts da und dort ruckzuck in den wütenden Exzess – um dann auch gleich wieder zurück. David Howald verfügt über eine beneidenswert breiten Stimmumfang, dem wütenden Schrei folgen oft auch ausgesprochen hohe Tonlagen und vice-versa – und das alles wirkt so spielerisch einfach wie auch großartig.

Wie bei Kaffehauskonzerten üblich, gibts auch im Nahid ein paar Burschen, die während den Songs nicht die Pappn zukriegen und die sensible, schwer spannungsgeladene Musik von David Howald dadurch massiv stören – beim ähnlich (positiv) wahnsinnigen Glen Hansard gäbs da wohl fast eine aufs Maul, David Howald löst (zumindest teilweise) das Lärmpegelproblem etwas eleganter wiewohl nicht perfekt, wie man im folgenden Video via Hintergrundgrummeln auch zu hören bekommt.

Howald spielt sich diesen Abend durch sein schon durchaus breites Oeuvre – und es wird dabei keine Sekunde langweilig.

Englische Songs dominieren, aber auch 3 deutschsprachige Nummern gibt es zu hören – diese fallen keinesfalls ab. Konnte man sich noch nicht durch die Texte der Howald-Songs hören, ist das live aber sowieso egal – da dominiert ohnehin die stimmliche Präsenz des Sängers. Erfahrungsgemäß sind aber die Texte von großartigen Musikern ohnehin auch fein – diesbezügliche Stichproben zu Hause ergaben diesbezügliche Bestätigung, ich gelobe weitere Textstudien.

Auch der feinste Konzertabend hat leider sein Ende – und wir sind (wie auch der Rest im Cafe) schwerst begeistert, fast ein wenig geschockt über diese musikalische und stimmliche Urgewalt, diesen Musik-Berserker – David Howald kommt solo noch deutlich intensiver rüber als mit Band oder auch auf CD.

Ein -wie üblich sehr wien-simmerling-typisches- Kommentar vom Franz zu David Howald nach dem Gig bringt die Begeisterung auf den Punkt: “Heast, wos is dir in deiner Jugend passiert” heißt schlichtweg übersetzt: “Unglaublich, wie geht das?” Wiener Komplimente, die man erst einmal verstehen muss;-)

Variante 1: Diesen Artikel jetzt ausdrucken und mit dem Titel “Fangeschwurbel” eingerahmt aufhängen.

Varinate 2: Selbst einmal ein David-Howald-Konzert besuchen!

Mögen Ö1- oder FM4-Musikverantwortliche bald ihre Arbeit tun – der Herr Howald gehört eindeutig mehr ins Licht bzw. auch auf große Bühnen. So schauts aus.
(Ge, 27.11.2017)