Glen Hansard, 17.10.2015

Glen Hansard, Wiener Konzerthaus, 17.10.2015

Es lag wohl auch am Wien-Besuch des irischen Ausnahmemusikers Glen Hansard, dass sich am Samstag, dem 17.10.2015, der Nebel über Wien einen Tag lang lichtete. Sie merken schon: Hier schwurbelt gerade ein großer Fan von Glen Hansard.

Glen Hansard live im Konzerthaus 17.10.2015

Glen Hansard live im Konzerthaus 17.10.2015

Lichtgestalt Hansard begab sich vor dem Konzert im edlen Konzerthaus auch noch ins wesentlich unedlere Gelände des Westbahnhofes zu Wien und spielte dort 20 Minuten für Flüchtlinge. Ein ausgesprochen netter Akt.

Das Konzerthaus (Fassungsvermögen angeblich 1.865 Plätze) war schon länger restlos ausverkauft und um 20h spielte das irische Duo  “Ye Vagabonds” auf – allerfeinste Folksongs und Traditionals, die diese bisweilen eher in Pubs präsentierten und angesichts der noblen und gut gefüllten Kulisse im Konzerthaus war auf der Bühne durchaus leichte Ehrfurcht zu spüren.  Dem Publikum gefiel’s jedenfalls, mir auch.

So gegen 21h enterte dann der 1970 geborene rothaarige Hauptact die Bühne und der Jubel war groß. Kein Wunder – in den rund 25 Jahren seines musikalischen Schaffens hat der Barde schon eine Vielzahl von Projekten und Erfolgen gefeiert und sich ein sehr vielschichtiges Publikum erspielt:

1991 stand Hansard im erfolgreichen Film “The Commitments” erstmals im Rampenlicht, im Jahr davor hatte er schon die Rockband “The Frames” gegründet. Um die Jahrtausendwende kamen die Frames auch in Europa so richtig im Alternative-Radio an – in Irland hatte sich die erdige Band schon längst Kultstatus erspielt und stellt da und dort in der Beliebtheit längst U2 in den Schatten. Was aber (ob der letzten U2-Produkte) wohl kaum mehr eine Erwähnung wert ist…

Schön langsam waren auch in Vienna-Frames-Konzerte ausverkauft (immer auch sehr viele Iren vor Ort!) – und 2006 folgte mit “The Cost” das (leider) bisweilen letzte Studioalbum der Frames.

Zur gleichen Zeit nahm Hansard mit Markéta Irglová unter dem Namen “The Swell Season” einen Haufen ruhiger Songs auf, welche auch im Soundtrack zum Film “Once” oft Verwendung fanden – ein irischer Independent-Film, in welchem Irglová und Hansard die Hauptrollen spielten.

Ziemlich unerwartet gab es 2008 für den Song “Falling slowly” aus “Once” den Oscar als besten Filmsong – da wurde dann 2009 noch “Strict joy” nachgelegt.

Glen Hansard live im Konzerthaus 17.10.2015

Glen Hansard live im Konzerthaus 17.10.2015

2012 dann mit “Rhythm and repose” das erste Solowerk von Hansard, dem nun 2015 gerade “Didn’t he ramble” folgte.

Musikalisch ist Hansard auf seinen Soloalben deutlich ruhiger unterwegs als mit den Frames – live ist der Vollblutmusiker nach wie vor ein Erlebnis: Emotion pur, irish blood, Depression, ganz viel Liebe, Leiden, wunderbare Schreierei, großartige Stimme (der Herr braucht eigentlich kein Mikro) und Exzesspotenzial. Da ist für alle etwas dabei…

Im Konzerthaus (nicht der erste Auftritt) fehlt halt leider ein wenig der “Dreck”, der zu Hansards Musik so wunderbar passt – mein Lieblingskonzert fand vor wohl ca. 5 Jahren im vollgestopften Porgy&Bess statt, als Glen ein paar hundert Fans solo begeisterte…

Da nützen auch ca. 10 feine MusikerInnen (mit fast allen Streichinstrumenten von Geige bis Cello, Posaune etc.) im Background nix – den Glen, den wollen wir so roh wie möglich. Erdig, dreckig, echt mit scheppernder Gitarre – und fluchen soll er auch dürfen (ermahnte sich selber und “fuck” war nur 2x zu hören).

So war der Jubel auch besonders groß, als Glen Hansard sich zur Zugabe für 2 Songs zum Mischpult begab und dort mitten im Parkett unplugged trällerte – während sonst das Mitsingen eher leise ausfiel und sich in Reihe 27 am Parkett (wo ich weilte) wenig tat.

Glen Hansard live im Konzerthaus 17.10.2015

Glen Hansard live im Konzerthaus 17.10.2015

So resultieren nach einem (durchaus feinen!) Abend doch 2 Wünsche :

1. Ich will die Frames ab und an zurück.
2. Die Arena oder eine kleinere Location wäre feiner – auch wenn dort der Meister ab und an durch Tratscherei oder Gröhlen aus der Konzentration gebracht wird und böse werden muss;-)

Drauf hat er es jedenfalls nach wie vor, der Glen Hansard – wie kaum jemand anderer…

(Ge)