Chilly Gonzales, 2.7.2015

You are my grudge and I won’t budge
This is my right, who are you to judge?

Plaza Francia
Chilly Gonzales & Kaiser Quartett

Jazz Fest Wien 2015: Donnerstag 02.07., Wiener Staatsoper

Meine lieben Bobos, Hipster und Schwipster!
Auch die ArGe (in diesem Fall allerdings nur Ar) betritt die Heiligen Hallen der Hochkultur, wenn Klaviermaniac Chilly Gonzales ein Stelldichein gibt.


Der erste Teil des Abends wird von Plaza Francia bestritten, eine Kollaboration der ehemaligen Les Rita Mitsouko-Sängerin Catherine Ringer und Zweidrittel des Gotan Projects, Christoph H. Müller (Keyboards) und Eduardo Makaroff (Guitars, Vocals), erweitert um einen grandiosen Bassisten (Romain Lecuyer) und den Bandoneonspieler Facundo Torres, ach ja, nicht vergessen sollte das mechanisch/elektronisch, wie von Geisterhand betriebene, Schlagzeug werden.

Die Band spielt Tango im erweiterten Sinn, das Wiener Publikum braucht wie immer eine Weile, bis es warm wird, aber spätesten bei den Gotan Project Nummern wird gejohlt und geklatscht, die Aufforderung zum Tanz wird allerdings ignoriert.
Ich glaub halt, dass diese Band eher in einen kleinen Club passt, die Staatsoper ist viel zu gediegen für ekstatische Rhythmen.

Nach einer halben Stunde Pause (auf der drückend heißen Terrasse der Oper wird gepofelt, als gäbe es kein morgen) betritt der amtierende Rekordhalter in Dauerklavierspielen (über 27 Stunden), Entertainist, the Worst MC und weiß der Teufel, welche Namen sich Chilly sonst noch gegeben hat, die Bühne, wie immer in Bademantel und Filzpantoffeln, und legt los.

Schon nach den ersten Takten kocht die Oper, Chilly ist ein Held, er vereint gepflegtes Saubarteltum mit Kultur, Klassik, Hip Hop, Jazz, alles kommt ihm unter die Finger, er und das Klavier verschmelzen zu einer Einheit.

Das neue Album mit dem Kaiser Quartett, Chambers, ist etwas ruhiger geraten, aber dazwischen kommen Fetzer aus seinen älteren Werken, er singt, witzelt, schimpft auf Richard Wagner und bekundet seine Liebe zu Brahms, würdigt Udo Jürgens, der auch immer im Bademantel auf die Bühne kam, schwitzt wie Sau, soviel geklatscht und gepfiffen wurde wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr in der Oper.
Nach 23 Uhr ist dann Schluss mit lustig, Standing Ovations und auf Wiedersehen. (Ar)


Chilly Gonzales & Kaiser Quartet

Chilly Gonzales & Kaiser Quartet Live in der Wiener Staatsoper

Chilly Gonzales & Kaiser Quartet

Chilly Gonzales & Kaiser Quartet Live in der Wiener Staatsoper

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