Der Start in die Musikbranche – Wissenswertes und Tipps, Teil 1
Der Traum vom Leben als Popstar/Rockstar/Liedermacher/Musiker etc. wird auch in unseren Breiten immer häufiger geträumt.
TV-Formate wie “DSDS” in Germanien oder “Starmania” bzw. “Die große Chance” in Österreich suggerieren den raschen Durchbruch – wiewohl es für die meisten Bands/Sängerinnen/Sänger dann in der Regel gerade für ein paar Sekunden “Weltberühmt in Gramatneusiedl” reicht.
Den “Starstatus” in Österreich oder gar im deutschen Sprachraum zu erreichen, ist deutlich schwerer, als einen Lottosechser in Österreich zu tippen – Lottosechser gibt es oft mehrmals wöchentlich, in den letzten Jahrzehnten konnte (im Bereich, der noch mit Musik zu tun hat) wohl nur die Christl Stürmer auch außerhalb Österreichs gut verkaufen. Mit Gabalier, Borg & anderen Schlagerfuzzis wollen wir Euch hier natürlich nicht belästigen – wiewohl dieser “Karriereweg” wohl der einfachere wäre und gescheiterten Popstars immer noch offen bleibt…
Auch wenn wir schon in den ersten Wochen und Monaten der ArGe viel über den Musikmarkt gelernt haben (dem Sir Tralala sei hier insbesondere Dank ausgesprochen) – wie man es denn so anlegen könnte, wenn Musik in einem wächst, haben wir noch nicht wirklich herausgefunden.
So haben wir uns einfach einen Mann vom Fach und aus der Branche geholt, welcher uns mit
Wissen aus der Branche gleich einmal einen glühenden Kopf verpasst hat:
Marcin Suder von Between Music ist in Sachen Musikverlag, Promotion, Consulting und Label tätig, ist selbst Musiker (auch schon mit Chartplatzierung) und (ganz wichtig) ein sehr leiwander Kerl, den man jedenfalls trauen kann.
Wir haben die Infos von Marcin auch in eigene Worte gegossen (und den Meister natürlich drüberlesen lassen) – der Herr würde natürlich deutlich seriöser schreiben, als wir das tun.
Musiker werden – die ersten Schritte
Du glaubst, Du hast musikalisches Talent und willst Deine Musik unter die Leute bringen?
Sing bzw. spiele die die Nummer(n) einmal ein paar Menschen vor, welche doch ein wenig Ahnung von Musik haben und auch ehrlich genug wären, Dir zu sagen, dass Dein “Opus” ziemliche Scheiße bzw. eher unbrauchbar ist.
Der individuelle Musikgeschmack von Menschen ist natürlich sehr breit gefächert – so Du aber überall nur Kopfschütteln bzw. neutrale und höfliche Aussagen hörst, wird es mit der Musikerkarriere wohl noch etwas dauern bzw. nie etwas werden. Spar Dir somit also jediglichen Aufwand – ein solcher ist nämlich durchaus (auch finanziell) zu betreiben, wenn man einen Song veröffentlichen will.
Womit wir auch schon bei Tipp 1 von Marcin wären:
Zuerst an der Performance arbeiten
Noch lange bevor Du dich in Studio begibst, solltest Du einmal die ersten Schritte die Bühne wagen: Live is life. Und die Bühne muss nicht wirklich groß sein:
Sing deinen Song bzw. Deine Songs einmal bei einer privaten Feier oder bei einer Jamsession mit Freunden (die vielleicht auch Musik machen/machen wollen). Auch ein spontaner Gig bei einer Party oder einem Studentenfest ist oft die ideale Ersterfahrung, wie die Musik beim Publikum ankommt und wie man selbst als Interpret wirkt. Hier sind schon im kleinen Kreis oft interessante Erkenntnisse möglich – von Lampenfieber bis hin zum schweren Stimmversagen ist einiges möglich.
Die Entwicklung der Bühnenpräsenz ist auch bei Bandwettbewerben (wo das Publikum in der Regel ohnehin nur aus den eigenen Fans und ein paar anderen Fans besteht) durchaus möglich, Marcin rät auch zu einem “Gigtausch” (zuerst spielt man als Vorgruppe der einen Band, beim nächsten Mal quasi als Hauptact). Überhaupt ist es sicherlich kein Schaden, sich einmal in der Musikabteilung umzusehen und sehen zu lassen, in der man selber tätig ist – die Death-Metal-Band wird beim Jazzfest wohl genauso fehl am Platz sein, wie umgekehrt. Wiewohl es natürlich auch Menschen gibt, die beides mögen – unser Herr Ar sei an dieser Stelle genannt.
In dieser Phase wird Euch die Musik noch nicht wirklich Geld einbringen – eher das Gegenteil ist der Fall. Aber Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre, wie der Axel Corti schon seinerzeit traurig verfilmte.
Bevor Ihr also noch an Tonträger bzw. Demoaufnahmen denkt, sucht Euch einmal ein “Grundpublikum”. “Fans, Fans, Fans!”, sagt der Marcin Suder diesbezüglich.
Marketing-Hausaufgaben machen: Website, Facebook, You Tube
Auch noch vor den ersten Musikaufnahmen sollte Frau/Mann einmal die heute unbedingt notwendigen Marketingaufgaben selber erledigen.
Dazu sind einmal sehr viele lässige, originelle bzw. auch normale Fotos (je nach Geschmack) vonnöten – auch einige Videoaufnahmen sollte man vor den diversen Accounteröffnungen schon parat haben. Bandlogos, Biografie und diverse Texte kann man auch schon vorher planen – die benötigt man nämlich schon sehr bald.
Ein Facebook-Account ist dieser Tage für Musiker Standard und ohne Video zum Hit auf You Tube gibt es auch keinen Hit.
Facebook ist für fast alle jüngeren Menschen heute ohnehin schon Tagesprogramm – das Basteln einer halbwegs hübschen Seite schafft selbst der programmiertechnische Laie (wie der Autor dieser Zeilen). Sehr erfreulich: Das kostet keinen Cent, nur Zeit. Zeit, die man sich nehmen sollte – denn zwecks Verbreiterung der Fanbasis ist Facebook eigentlich Pflicht.
Oft gibt es im Bekanntenkreis ja auch grafisch talentierte Menschen (bei Musikern nicht selten) , die den FB-Account “aufpeppen”. So man selbst nicht originell schreiben kann, kann die “Fanbetreuung auf Facebook” ja auch ein engagierter Freund übernehmen.
Regelmäßige News auf Facebook sind billiges Marketing – verzichte aber (insbesondere, wenn es noch keine veröffentlichen Songs gibt) in diesem Stadium auf bezahlte Facebook-Werbung. Aber auch nicht mit (uninteressanten) News übertreiben – so nicht gerade eine Veröffentlichung ansteht, reicht wohl ein Update ca. 1x pro Woche. Auch suboptimal: Ein gar nicht aktueller Facebook-Account…
Bitte nicht ärgern, wenn ein feiner Beitrag kaum Facebook-Präsenz hat – Facebook zeigt diese Beiträge den Fans oft gar nicht an (oder nur irgendwo unten). Auch das Fehlen von Likes sollte nicht zur Verzweiflung führen – damit muss man bei Facebook rechnen.
Auch ein You-Tube-Channel ist Pflicht: So es noch keine professionellen Videos zu professionellen Songs gibt: Kein Problem. Vielleicht ja den einen oder anderen Mitschnitt eines Gigs reinstellen.
Monetarisieren (= mit Werbung ausliefern lassen) solltest Du die Videos erst, wenn diese auch wirklich gut nachgefragt sind (mehrere tausend Views) – so Du keinen Megahit produzierst (womit Du rechnen solltest), müssen ja die Fans nicht unbedingt mit Werbung belästigt werden und die paar Cent Einnahmen machen das Kraut auch nicht fett.
Etwas schwieriger wird dann schon die eigene Website: Idealerweise selber machen (was z.B. auf WordPress gar nicht so schwierig ist) oder Freunde heranziehen, die das auch für kleine Gaben machen. Jedenfalls sollte die Website nicht peinlich sein – sonst lieber noch weglassen!
Das war’s einmal für den Start – hier geht es in der Fortsetzung dieser Rubrik dann um die Frage: Benötige ich einen Manager, Booker oder Verleger?
Und hier geht es schon zur Sache: Musik veröffentlichen – Tipps und Wissenswertes