Molden, Resetarits, Soyka, Wirth – Burg Perchtoldsdorf, 27.10.2015
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Irgendwie ist das alte Gemäuer der Burg Perchtoldsdorf der richtige Rahmen für diese, ein bisserl aus der Zeit gefallene, Musik. Wie die Burg, so das Publikum, mittelalterlich und gut restauriert, oder so, wenig Jungspunde, dafür Junggebliebene mit ausreichend Liebe zur Musik.
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Molden und Resetarits starten im Duett, “Regn en Wien”, der Jahreszeit entsprechend, ein wunderbares Herbstlied, danach kommen die beiden weiteren Bandmitglieder Walther Soyka (Knöpferlharmonika) und Hannes Wirth (E-Gitarre) auf die Bühne und es geht so richtig los mit der Revue durch Bezirke und Zeiten Wiens und Umgebung, das nördliche Waldviertel kann man aufgrund der Wiener Aussteigerdichte durchaus auch noch dazu rechnen.
Moldens Lieder, die Eigenkompositionen wie die Eingedeutschten, nein, Eingewienerischten, sind Zeugnisse großer Songwriterkunst, Momentaufnahmen aus der Vergangenheit, Kindheitserinnerungen, Erinnerungen an die fehlende Frau, Erinnerungen an eine erträumte Zukunft, die nie Gegenwart geworden ist.
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Walter Soyka liebkost seine Harmonika, Hannes Wirth streichelt die Saiten seiner Gitarre, man fühlt sich an die Ufer des Mississippis versetzt, obwohl es urwienerisch zugeht, die ganze Welt ist doch nur ein Dorf, und egal ob man die Sümpfe Louisianas durchstreift oder die Praterauen, man findet höchstens sich selbst, das suchende Ich.
Ernst Molden erzählt Geschichten, zwischen den Liedern und mit seinen Liedern, in Willi Resetarits hat er den perfekten Begleiter für seine musikalischen Reisen gefunden, war dieser doch in seiner Rolle des Ostbahn Kurtis (bzw später dann Kurt Ostbahns) ebenso ein Erzähler moderner Großstadtmärchen und Randnotizen aus der Peripherie.
Wie alle guten Erzähler schafft es Molden, seine Geschichten zu unserer eigenen Geschichte werden zu lassen, in gewisser Weise kennen wir alle (und deshalb das leicht in die Jahre gekommene Publikum, als solches hat man schon Geschichte) eine Hammerschmidgossn, die uns daran erinnert, dass das Leben ein steter Fluß ist, der keinen Stein auf dem anderen lässt und die einzige Konstante die Veränderung ist.
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Live @ Perchtoldsdorf
Nach gut zwei Stunden ist Schluss, ich verlasse das alte Gemäuer, ich bin wieder in meiner Geschichte. (Ar)
Vielen Dank an Dietmar Lipkovich für die erstklassigen Fotos, mehr davon gibt es hier: Album: Molden, Resetarits, Soyka, Wirth